Netbook EC-800


Windows XP und 7 auf Hercules eCafé EC-800

Foto des EC-800 unter Windows XPDas Hercules eCafé EC-800 war in 2009 eines der günstigsten Netbooks. Obwohl es auch leistungsmäßig mit einer AMD Geode LX 800 CPU und 512 MiB RAM eher am unteren Rand rangiert, läuft Windows XP dennoch gut darauf. Dieser Text soll bei einigen Probleme helfen, die mir während der Installation und des Betriebs des EC-800 mit Windows XP aufgefallen sind.

UPDATE 2015: Die Hinweise aus dieser Anleitung lassen sich sinngemäß auch anwenden, um Windows 7 auf dem Netbook EC-800 zu installieren. Einzige mir bislang bekannte Einschränkung: Der Ruhezustand funktioniert unter Windows 7 nicht, Standby (Energie sparen) hingegen schon.

Alle gegebenen Tipps verstehen sich ohne Gewähr. Ich hafte in keinem Fall, wenn beim Befolgen meiner Hinweise irgend etwas schief läuft und Soft- und/oder Hardware beschädigt wird. Etliche Tipps setzen ein gewisses technisches Verständnis voraus und sind nicht für komplette Anfänger geeignet. Lassen Sie sich ggf. helfen.

Installation

Da das Netbook kein optisches Laufwerk besitzt, ist zur Installation entweder ein externes USB-CD-Laufwerk oder ein USB-Stick (mind. 1 GiB) nötig. Im BIOS des EC-800 (beim Booten F1 drücken) lässt sich unter Boot Order einstellen, dass von einem USB-Laufwerk gebootet werden soll. Im Falles eines USB-CD-Laufwerks reicht das schon, ein USB-Stick muss erst mit den Installationsdateien für Windows versehen und präpariert werden. Dazu empfehle ich WinSetupFromUSB.

Es empfiehlt sich, Windows die komplette Platte neu partitionieren zu lassen. Soll zu einem späteren Zeitpunkt doch das mitgelieferte Linux wieder aufgespielt werden, kann ein ISO-Image bei Hercules heruntergeladen werden.

Während des grafischen Teils der Windowsinstallation passen nicht alle Dialoge komplett auf den Bildschirm, insbesondere fehlt oft der Weiter-Button. Mit Enter oder Alt+W (für Weiter) kommt man dennoch voran.

Nach der Installation fehlen Treiber für den integrierte Grafikcontroller, die Soundkarte und das WLAN-Modul. Hercules bietet diese auf ihrem FTP-Server an. (Für die Installation des WLAN-Treibers muss das WLAN-Modul vorher aktiviert worden sein: Fn+F1.) Der einzige jetzt noch fehlende Treiber ist der für die integrierte AES-Verschlüsselung. Das ist jedoch nur ein kosmetisches Problem, da diese für den Betrieb nicht benötigt wird. Ich biete die Treiberdateien dennoch zum Download an.

Plötzliche Abschaltung des Geräts

Im Batteriebetrieb schaltet sich das EC-800 unter Windows XP gelegentlich unvermittelt ab. Grund hierfür sind falsche Angaben vom Temperatursensor, die dem Betriebssystem eine plötzliche Überhitzung des Geräts vorgaukeln, worauf dieses mit einer Notabschaltung reagiert. Verantwortlich ist dabei die ACPI-Thermozone. Diese lässt sich im Gerätemanager jedoch nicht deaktivieren. Entfernt man sie, ist sie nach einem Neustart wieder da und die plötzliche Abschaltung schlägt wieder zu.

Ich habe daher die Schnittstelle zwischen BIOS und Betriebssystem (für Experten: die ACPI DSDT) so verändert, dass diese Thermozone nicht mehr gefunden wird. Damit verliert das Betriebssystem zwar die Möglichkeit, die Systemtemperatur zu erfahren, dafür ist das Problem der unvermittelten Abschaltung damit endgültig gelöst.

Das im folgenden beschriebene Einspielen der veränderten DSDT geschieht auf eigene Gefahr. Ich hafte nicht für evtl. Schäden. Sollte der Rechner nach dem Einspielen nicht mehr booten, hilft evtl. das Auswählen des Punkts Letzte als funktionierend bekannte Konfiguration im Bootmenü. (Beim Booten F8 drücken.)

Laden Sie die veränderte DSDT herunter. Zu deren Installation benötigen Sie den Microsoft ASL Compiler. Kopieren Sie die entpackte DSDT (DSDT_CS553x.dat) in dessen Installationsverzeichnis (C:\Programme\Microsoft ASL Compiler v3.0) Starten Sie über das Startmenü dann das "ASL Compiler Command Window". Tippen Sie

asl /loadtable DSDT_CS553x.dat

ein und starten Sie den Rechner neu. Die ACPI-Thermozone sollten nun nicht mehr als Systemgerät im Gerätemanager auftauchen. Damit ist das plötzliche Abschalten jetzt behoben.

Akku extern rekalibrieren

Es kann passieren, dass, wenn das EC-800 das Laden des Akkus einstellt, weil dieser voll ist, trotzdem z.B. nur 50% Füllstand angezeigt werden. Das bedeutet, dass, wenn das Gerät wegen vermeintlicher 0% Füllstand abschaltet, der Akku in Wirklichkeit noch halb voll ist. Hercules empfiehlt in diesem Fall, Akku und Ladegerät zu entfernen, den Einschaltknopf mind. 30 Sekunden gedrückt zu lassen und das Gerät danach mind. 30 Minuten ohne Akku und Ladegerät liegen zu lassen. In meinem Fall hat dies leider nicht geholfen, so dass ich den Akku extern rekalibriert habe.

Die folgende Anleitung setzt elektrotechnisches Grundwissen voraus. Unsachgemäßer oder unachtsamer Umgang mit dem Akku kann zu dessen Zerstörung oder gar zur Explosion führen. Ich hafte nicht für Schäden.

Die Idee ist, den Akku zu entladen, bis er sich von alleine abschaltet. Dann stimmen tatsächlicher und vom EC-800 angenommener Füllstand (nämlich 0%) wieder überein. Um den Akku zu kontaktieren, werden zwei schmale Blechstreifen benötigt, die in die auf dem Foto gekennzeichneten Schlitze gesteckt werden.

Akku des Netbooks EC-800

Messen Sie zur Sicherheit einmal die Spannung an beiden Blechstreifen. Zwischen + und - müssen zwischen 6.5 und 8 Volt anliegen. Sie benötigen nun eine Last, die dem Akku ca. 1 Ampere entnimmt. Ein 12V/20W Halogenleuchtmittel eignet sich dafür und liefert gleichzeitig eine optische Kontrolle, ob der Akku sich noch entlädt. (Vorsicht: Die Lampe wird im Betrieb heiß.) Schließen Sie die Lampe zwischen + und - an und warten Sie, bis sie erlischt. Bauen Sie dann den Akku wieder in das EC-800 ein und laden Sie ihn, bis die Lade-LED abgeschaltet wird.

Monitorauflösung ändern

Das EC-800 hat eine native Auflösung von 800x480 Pixeln, oftmals zu wenig. Der Grafiktreiber lässt auch höhere Auflösungen zu, die interpoliert dargestellt werden. Allerdings kann man über den Anzeige-Dialog von Windows nicht wieder zur nativen Auflösung zurückkehren, Windows betrachtet diese als zu klein. Mit dem kleinen Tool QRes von Anders Kjersem klappt das. Kopieren Sie QRes.exe nach C:\Programme und legen Sie sich die Datei 800x480.lnk auf den Desktop oder ins Startmenü. Bei deren Aufruf wird die Auflösung wieder auf 800x480 umgeschaltet.

Ich habe außerdem den Grafiktreiber modifiziert, so dass er eine Auflösung von 960x576 Pixeln zulässt. Anders als z.B. bei 800x600 stimmt hier das Seitenverhältnis und das interpolierte Bild ist besser.

Das Einspielen des modifizierten Treibers geschieht auf eigene Gefahr.

Ersetzen Sie den Treiber durch die modifizierte Variante. Booten Sie neu. Nun können Sie mit 960x576.lnk zu QRes in die Auflösung 960x576 wechseln.

 

Übertakten

Die Software CrystalCPUID erlaubt die Veränderung des Multiplikators der AMD Geode CPU (Menüpunkt Function → AMD K6/K7/K8/LX Multiplier) und damit die Über- oder Untertaktung des EC-800 in Schritten von 33 MHz ausgehend vom Standardtakt von 500 MHz.

Das Verändern des Prozessortakts geschieht auf eigene Gefahr. Neben offensichtlichen Problemen (Absturz) können auch schleichende Fehler (Datenverlust, beschleunigte Alterung) auftreten.